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ARD-Dokudrama "Nürnberg 45"

Die Nürnberger Prozesse markieren einen bedeutenden Meilenstein im Völkerstrafrecht. Zum ersten Mal wurden Politiker und Militärs durch ein internationales Gericht persönlich für ihre Taten zur Verantwortung gezogen. Seither ist eine Verfolgung solcher Kriegsverbrechen strafrechtlich möglich.

Gerade angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und der unvorstellbaren Kriegsverbrechen, die derzeit auf europäischem Boden geschehen, ist das Gedenken an die Nürnberger Prozesse dringlicher denn je.

Das ARD-Dokudrama "Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen" erinnert daran, dass Kriegsverbrechen nicht ungesühnt bleiben dürfen und dass stets Recht vor Rache geht.

"Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen" erzählt die Ereignisse von Nürnberg aus der Perspektive zweier junger Holocaust-Überlebender: Ernst Michel, damals 22 Jahre alt, und Seweryna Szmaglewska, damals 29 Jahre alt.

Ernst Michel stammt aus Mannheim und ist im Gerichtssaal der jüngste unter den Journalisten aus aller Welt - zudem der Einzige, der ein Konzentrationslager überlebt hat. Es ist nahezu unerträglich für ihn, Tag für Tag den Verantwortlichen für das Leid seiner Familie gegenüberzusitzen.

Doch als Reporter muss er objektiv und neutral berichten. Seine überzeugende Arbeit bringt ihm sogar die Aufmerksamkeit des Angeklagten Nummer eins ein, Hermann Göring, der ihn als einzigen Journalisten zu einem Gespräch in seine Zelle einlädt.

Seweryna Szmaglewska ist polnische Widerstandskämpferin und überlebte mehr als zweieinhalb Jahre in Auschwitz- Birkenau. Sie ist eine von nur zwei Frauen, die beim Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess als Zeugin aussagen sollen. Die belastende, nervenaufreibende Wartezeit weckt Erinnerungen an ihre Leidenszeit und an ihren Verlobten Witold, der ebenfalls Häftling in Auschwitz war und von dem jede Spur fehlt.

Jonathan Berlin und Katharina Stark spielen Ernst Michel und Seweryna Szmaglewska eindrucksvoll.

Ergänzt wird ihre einfühlsame Darstellung durch Interviews mit Ernst Michels Tochter, die erstmals den Gerichtssaal in Nürnberg besucht, in dem ihr Vater saß, sowie mit Seweryna Szmaglewskas Sohn.

Francis Fulton Smith als Hermann Göring und Wotan Wilke Möhring als dessen Anwalt Dr.Otto Stahmer komplettieren das hochkarätige Ensemble. Die Spielszenen des Dokudramas werden durch restaurierte und kolorierte Archivbilder ergänzt.

Mit "Nürnberg 45" präsentiert die ARD eine eindrucksvolle und historisch bedeutsame Produktion, die dokumentarische Genauigkeit mit emotionaler Tiefe verbindet. Den Beteiligten ist es gelungen, die komplexe Gemengelage der unmittelbaren Nachkriegszeit differenziert und mit hoher künstlerischer Qualität darzustellen.

Das Dokudrama leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Auseinandersetzung mit diesem prägenden Kapitel des 20.Jahrhunderts.

"Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen" ist ein Beispiel für die besondere Kraft filmischen Erzählens historischer Stoffe. Das Genre des Dokudramas, das in der ARD eine lange Tradition hat, eignet sich besonders gut, um historische Themen gerade auch für jüngere Zielgruppen lebendig und nachvollziehbar aufzubereiten.

Das Dokudrama, an dem sich alle neun Landesrundfunkanstalten beteiligt haben, steht im Kontext einer Reihe von Beiträgen, mit denen die ARD dem Kriegsende 1945 gedenkt.

Begleitende Podcasts in der Reihe "Alles Geschichte - Der History- Podcast" in der ARD Audiothek:

Ab Freitag, 07.November: "Der Nürnberger Prozess - Die Täter und ihr Psychologe" und "Die Nürnberger Prozesse: Dimension und Folgen" von Olga Henich

Auch in Bayern2 RadioWissen: 17./18./19./20.11.2025, jeweils 15.10 Uhr

Ab Mittwoch, 19.November: "Seweryna und die unsichtbaren Nazis", Podcast in vier Folgen à 25 Minuten von Sophie Rebmann und Nora Hespers

Auch im Radio auf NDR Info: sonntags, 09./16./23. und 30.November

Das ARD Dokudrama "Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen" am Sonntag, den 09.November, um 21.45 Uhr im Ersten in der ARD Mediathek

>> "Verschollen" - Film und Doku